Deutsch lernen in Deutschland?
Deutschland hat eigentlich eine recht junge Geschichte als Nation und ist im Gegensatz zu Frankreich nicht zentralistisch, sondern föderalistisch organisiert. Deutschland als Staat mit einer einheitlichen Sprache besteht erst seit dem 19. Jahrhundert, vorher war über Deutschlands heutige Fläche eine Unmenge kleinerer Königtümer verteilt, die alle verschiedene deutsche Dialekte sprachen, mit ein paar dominierenden größeren Ländern wie Bayern und Preußen. Ein Effekt, der dadurch heute noch besteht, ist dass die einzelnen 16 Länder teilweise über ihre Belange selbst entscheiden und damit ein paar ihrer jeweiligen Eigenheiten bewahren können. Was für Sprachlernende aber eine stärkere Auswirkung hat, ist der Dialektreichtum der sich in Deutschland dadurch bewahren konnte. Es macht es sicher nicht einfach für Lernende, dass ein Südbayer schon für einen Norddeutschen kaum zu verstehen ist. Nicht nur die Aussprache ist anders, es existieren sogar für den Hochdeutschen völlig unbekannte Wörter im bayerischen Wortschatz. Das ist aber kein Grund zur Sorge, denn in den Großstädten kann im Grunde jeder Hochdeutsch. Die Aussprache um Hannover herum gilt als das reinste Schriftdeutsch das derzeit gesprochen wird.
Wo Hingehen zum Deutschlernen? Eine Großstadt wie Berlin erfährt derzeit wieder eine Einwanderungswelle. Viele junge, studierte Europäer sind in den letzten Jahren nach Deutschland gezogen aufgrund der in Südeuropa noch stärker einschneidenden Wirtschaftskrise. Sie alle wollen zunächst einmal Deutsch lernen. In den besonders beliebten Vierteln in Berlin wird das derzeit zum Problem für Lernwillige, da die Verkehrssprache dort inzwischen Englisch geworden ist. In den meisten Bars können die Barkeeper nur Englisch, kein Deutsch. Die kleinen Sprachenschulen die Deutsch als Fremdsprache anbieten, boomen aber.
In anderen Vierteln wiederum hört man auf der Straße und in Geschäften hauptsächlich Türkisch und auch Arabisch. Seit den 60er-Jahren gab es Einwanderungswellen in Deutschland, von Gastarbeitern die während des Wirtschaftsbooms als Arbeitskräfte fehlten, (kaum vorzustellen heute), eingeladen wurden und dann blieben. Geschätzte drei Mio. Menschen in Deutschland können Türkisch sprechen.
Auch kulinarisch hat das seine Auswirkungen, traditionell deutsches Essen ist heute im Grunde gestorben, die Leute mögen seit den 80er-Jahren lieber Pizza und Pasta und seit den 90ern Döner Kebap und Falafel.